Die Volksinitiative „Ja zum Schutz der Kinder und Jugendlichen vor Tabakwerbung“ will in der Bundesverfassung verankern, dass die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen gefördert wird – das wollen wir ja sicher alle!
Im Speziellen zielt die Initiative darauf ab, dass jede Art von Werbung für Tabakprodukte, die Kinder und Jugendliche erreicht, verboten wird. Diese Forderung ist zugegebenermassen nicht ganz einfach durchzusetzen, da Kinder und Jugendlich z. B. auch an vielen Anlässen für Erwachsene dabei sind. Im Vergleich mit anderen Ländern allerdings hat die Schweiz, die in der Bekämpfung des Tabakkonsums in der Tabelle von 36 Ländern zurzeit an zweitletzter Stelle steht und daher nicht gerade brilliert, markanten Aufholbedarf. Denn in unserem Land ist der Tabakkonsum immerhin für rund 9500 Todesfälle pro Jahr verantwortlich, ebenso wie für direkte medizinische Kosten im Umfang von 3 Milliarden Franken, was immerhin 4 Prozent der gesamten Gesundheitskosten sind, und für indirekte Kosten für die Wirtschaft im Umfang von rund 2 Milliarden Franken.
Angesichts der Tatsache, dass, wie wir wissen, die grosse Mehrheit der regelmässigen Raucher mit dem Tabakkonsum bereits im jugendlichen Alter beginnt und Kinder und Jugendliche für die Werbung besonders empfänglich sind, trifft diese Initiative genau den Kern der Suchtproblematik. Äusserst bedenklich stimmt, dass durch neue nikotinhaltige Tabakprodukte, wie die trendigen E-Zigaretten und Snus, und durch verlockende Erdbeer-, Pfirsich-, Mango- und Pfefferminzaromen usw. eine immer jüngere Kundschaft bewusst angesprochen wird. Gemäss einer Studie unter der Leitung des Universitätskinderspitals Zürich aus dem Jahr 2020 rauchen im Kanton Zürich rund 65 Prozent der 16- bis 17-Jährigen gelegentlich oder regelmässig, und zwar E-Zigaretten, Zigaretten und/oder Shisha.
Dieses auf die Jugend ausgerichtete Marketing ist nicht nur bedenklich, sondern schlicht fies, da es gewinnorientiert und berechnend ist. Denn weil das jugendliche Gehirn viel schneller eine Nikotinabhängigkeit entwickelt, ist der Einstieg im Jugendalter besonders problematisch und führt häufig zur langandauernden Sucht. Viele Jugendliche, die zunächst zu alternativen nikotinhaltigen Produkten greifen, enden später in der Rauchersucht.
Aus Sicht der Produzenten ist das auf die Jugend ausgerichtete Marketing absolut verständlich, denn der Tabakkonsum ist weltweit im Durchschnitt rückläufig. Nach einem Bericht der WHO soll die Zahl der Raucherinnen und Raucher weltweit seit dem Jahr 2000 um rund 60 Millionen zurückgegangen sein. Folglich wird nach neuer Kundschaft gesucht, die langjährig ist. Deshalb bemühen sich auch unsere Schweizer Tabakkonzerne mit neuen Tabakprodukten vor allem um die Jugend, um eine leicht zu beeinflussende und über Jahrzehnte gesicherte Kundschaft aufzubauen. Mit penetranter Online-Werbung zu E-Zigaretten und während längerer Zeit auch bei jedem grösseren Kiosk wurden Jugendliche wie Erwachsene von aufdringlichen, meist weiblichen Promotoren angesprochen, was vor allem für Nichtraucher an Belästigung grenzt. Auch bei uns in der Wandelhalle, als diese noch benutzt werden durfte, sind mir die Personen der Tabaklobby als die aufdringlichsten und aggressivsten Lobbyisten und Lobbyistinnen überhaupt unangenehm aufgefallen.
Ich gewichte den Jugendschutz und die Volksgesundheit höher als den Nutzen der milliardenschweren Tabakindustrie. Die Gesellschaft braucht für ihre Gesundheit keine Werbung für einen dampfenden, nikotinhaltigen Lollipop-Ersatz!
Ich bitte Sie, wie es über dreissig der Gesundheit verpflichtete Organisationen und Verbände tun, die Volksinitiative zur Annahme zu empfehlen