Echo der Zeit: Nationalrat führt Milchkuh zur Schlachtbank

Man provoziere ja heute schon richtiggehend Staus, indem man den Strassenverkehr unzulässig ausbremse, den Unterhalt und Ausbau vernachlässige, entgegnete Verena Herzog von der SVP: «Auto-, Motorrad- und Lastwagenfahrer sind Opfer einer neuen Religion geworden. Nicht etwa von Islam, dem Christentum oder dem Judentum, sondern von der sogenannten Klimareligion.»
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Zeitfragen: Interview zu Lehrplan 21

Interview mit der Zeitschrift Zeitfragen
Was muss eine gute Volksschule besonders in unserer direkten Demokratie leisten?
Die Volksschule hat in erster Linie den Auftrag, den Kindern ein Fundament in den Grundfähigkeiten und –fertigkeiten zu geben. Das sind die rein kognitiven Fächer Mathematik, Deutsch und Realien. Sie soll Wissen vermitteln, das später angewendet werden kann. Genauso sollen die musischen Fächer und handwerkliche Fertigkeiten gefördert werden. Ganz zentral gehört für mich auch die Wertevermittlung dazu, die in unserer Gesellschaft immer mehr verloren geht und bedeutsam ist für das ganze Leben eines Menschen. Freude an Leistung und Wettbewerb, Sorgfalt, Genauigkeit und Ausdauer gehören dazu. Genügend Zeit muss für das beharrliche Üben eingeplant sein. Leistungen sollen benotet werden. Leistungsbeurteilungen von Schülerinnen und Schülern müssen für Lehrmeister verständlich und nachvollziehbar sein. Im Weiteren soll die Schule auch mithelfen unsere Kinder zu mündigen und verantwortungsbewussten Staatsbürgerinnen und -bürgern werden zu lassen, die bei der aktiven Ausgestaltung unserer direkten Demokratie ihren Platz einnehmen.
Erfüllt der Lehrplan 21 diese wichtigen Bereiche einer umfassenden Bildung?
Nein, das erfüllt er auf keinen Fall. Von einem Lehrplan erwarte ich elementare Jahresziele in den Kernfächern. Die Anzahl der verbindlichen Stufenziele ist auch nach der sogenannten Überarbeitung des LP21 zu hoch. Um elementare Bildung so zu vermitteln, dass die Schüler wesentliche Bildungsinhalte verstehen und anwenden können, bleibt zu wenig Zeit. Dies könnte zur bekannten Hektik des „Durchnehmens“ möglichst vieler Kompetenzen führen. Ein Lehrplan sollte ein praxistaugliches Werkzeug in der Hand des Lehrers sein, welches tatsächlich verwendet werden kann und auch Transparenz für Eltern und Schüler schafft.
Mit dem Lehrplan 21 werden zudem nicht nur unsägliche Reformen wie z.B. die Vollintegration aller Kinder in der Regelklasse zementiert. Mit dem Lehrplan 21 will gleichzeitig möglichst unbemerkt eine zusätzliche grundlegend neue Reform, der Konstruktivismus eingeführt werden. Die bisherige zielgerichtete Vermittlung des Schulstoffes durch die Lehrperson soll verschwinden. Energie, die Lehrpersonen besser für den Unterricht und die Arbeit für die Kinder verwenden könnten, muss als Folge in zusätzliche Weiterbildung investiert werden, um sich die neue Lehr- und Lernphilosophie aneignen zu können.
Was wäre für Sie ein wichtiger Pfeiler des Unterrichtens?
Für mich ist das Zentrale einer guten Schule die Lehrkraft, die die Kinder und die Klasse führt. Mit dem Konstruktivismus und dieser Kompetenzorientierung geht man in eine Form hinein, die für schwächere Schüler eine völlige Überforderung bedeuten. Wenn sie selbst herausfinden sollen, was jetzt wichtig ist, um es zu lernen, und das noch ohne konkrete Anleitung und Betreuung durch den Lehrer, dann führt das zu einem völligen Bildungsabbau. Das man also keine Lehrerin oder keinen Lehrer mehr hat, die im Zentrum des Unterrichtens stehen, sondern nur noch Lerncoachs, ist absolut unpädagogisch und auf keinen Fall zu unterstützen.
Ziel des Lehrplan 21 sei es, die Chancengleichheit zu erhöhen…
… nein, das Gegenteil ist der Fall. Für eine Chancengleichheit bräuchte es klar definierte Ziele, die das Kind erreichen sollte und eine möglichst nahe Betreuung durch die Klassenlehrperson. Schon immer war es Aufgabe der Lehrkraft, Kinder in ihrem Fähigkeiten dort abzuholen, wo sie stehen. Aber auch das hat seine Grenzen. Es kann nicht sein, dass für jedes Kind individuell ein Programm zusammengestellt wird. Entscheidend ist, die Entwicklungsphasen der Kinder zu berücksichtigen. Auf Primarschulstufe wäre es wichtig, neben den Grundfächern auch ein besonderes Augenmerk auf die Grob- und Feinmotorik zu werfen, die handwerkliche Fertigkeiten zur Entfaltung zu bringen und die Neugier der Kinder zu wecken.
Gehört das altersdurchmischte Lernen, was als etwas Fortschrittliches propagiert wird, in den gleichen Irrweg wie die Kompetenzorientierung?
Mit dem Begriff altersdurchmischtes Lernen Adl wird zum Teil Etikettenschwindel betrieben. AdL meint nicht die klassische Gesamtschule mit ihrer Aufteilung in Jahrgänge in einer Klasse, sondern individualisierten Unterricht unabhängig vom Alter in einer Gruppe, also mit Kindern verschiedener Altersstufen und unterschiedlicher Leistungsniveaus. Diese Art Unterricht fordert einen enormen Mehraufwand für die Lehrpersonen und überfordert die vielen Schülerinnen und Schüler, die ohnehin schon grösste Schwierigkeiten haben, sich zu konzentrieren. Das einzelne Kind geht dabei vollständig verloren und kommt in der Klasse nicht mehr mit. Für das Selbstwertgefühl des Kindes ist das eine Katastrophe. Gerade deshalb hatte man ja den Unterricht in Jahrgängen eingeführt! AdL bedeutet deshalb also einen Riesenschritt zurück.
Sie hatten vorhin gesagt, schlechte Reformen, die wir bis jetzt schon haben, werden mit dem Lehrplan 21 noch zementiert.
Die einschneidendste Reform der letzten Jahre ist für mich die Vollintegration. Jedes Kind, auch geistig Behinderte, sollen nach dieser Reform in eine Regelklasse eingeschult werden. Das beansprucht einerseits unheimlich viel Energie der Lehrpersonen, generiert vermehrte Unruhe im Klassenzimmer und dadurch enormes Ablenkungspotential. Andererseits zeigen Erfahrungen, dass die Vollintegration nur in den seltensten Fällen dem Kind mit einer Behinderung dient. Man weiss heute, dass der Leidensdruck, täglich realisieren zu müssen, mit anderen Schülern nicht mithalten zu können, grösser ist als der Profit durch die Regelklasse. In einer kleinen, spezialisierten Klasse können Kinder mit Defiziten gezielter gefördert werden, was Erfolg versprechender ist…
das ist doch eigentlich logisch…
Aber auch das System der Schulleitungen hat in den wenigsten Fällen das erhoffte Potential, z.B. eine bessere Personalführung ermöglicht. Viel mehr werden die Schulleitungen dazu benutzt, neue Schulreformen bei den Lehrpersonen beliebt zu machen, einzuführen und zu kontrollieren. Zudem will mit der Einführung des Lehrplan 21 das pädagogisch wenig überzeugende Fremdsprachenkonzept mit dem Modell 3/5, ohne darüber auch nur einen kritischen Satz zu verlieren, endgültig zementiert werden.
Inwieweit spielen noch andere Bereiche, wie die einfache Stoffvermittlung eine Rolle?
Natürlich sollte die Stoffvermittlung einen zentralen Stellenwert einnehmen. Durch sie und mit ihr werden auch das Vorstellungsvermögen, die Denk- und die Kritikfähigkeit geübt und ausgebildet. Gerade in der Kindheit und Jugendzeit ist die Lernfähigkeit so hoch wie nie. Jede Lektion sollte sinnvoll genutzt sein. Eine systematische Heranführung nicht nur an unseren Wissensstand, sondern auch an unsere Kultur findet in diesen Jahren statt. Schliesslich überlassen unsere Eltern ihre Kinder dem Staat im vollen Vertrauen, dass er diese Lebensjahre zum Wohl des Kindes nutzt und nicht um Experimente an ihnen durchzuführen.
Ein Vorwurf an den Lehrplan ist, dass er neben den grossen fachlichen und pädagogischen Schwächen auch in das Privatleben von Eltern und Kinder eingreift. Wie muss man sich das vorstellen?
Dazu gehört zum Beispiel die ganze Genderideologie. In dieser Thematik haben die Lehrplanmacher nach ihren Aussagen noch etwas nachgebessert. In Tat und Wahrheit wurden jedoch nur einzelne Begriffe ausgewechselt. Dazu kommt noch die ganze Sexualpädagogik. Frühestens auf Mittelstufe hat dieses Thema seine Berechtigung. Im Kindergarten hat die Sexualpädagogik nichts zu suchen. Das gehört in die Familie und nicht in die Schule.
Aber auch andere Bereiche, die über verschiedene untergeordnete UN-Gremien in die Schweiz übernommen werden, zum Beispiel bestimmte radikale Aspekte zu unseren Lebensgewohnheiten, gehören nicht in einen Lehrplan, zumindest nicht ohne breite gesellschaftliche Diskussion. Wie will man zum Beispiel überprüfen, ob ein Kind „selbstkompetent“ ist? Was soll dazu zählen, was nicht? Wer soll das festlegen? Wie soll das überprüft werden?
Mit dem Lehrplan 21 wird die kantonale Hoheit umgangen. Wie muss man das Verhalten der Bildungsdirektorenkonferenz verstehen?
Die SVP wäre für die Abschaffung der Deutschschweizer-EDK oder mindestens die Kürzung ihrer Gelder. Die D-EDK hat keine Legitimation. Denn das Projekt HarmoS ist gescheitert. Kantone, die dem Konkordat nicht beigetreten sind, bleiben und sind selbständig. Die EDK-Ostschweiz hat in gewissen Bereichen ihre Berechtigung. Wenn sich die Kantone über Jahreslernziele absprechen würden, wäre dies vor allem betreffend Mobilität von Familien sinnvoll.
Das heisst, wenn es keine demokratische Legitimation gibt, dann muss man hier eigentlich von einer Kompetenzüberschreitung sprechen.
Das ist richtig. Unsere Volksschule muss föderalistische bleiben. Neben der Gleichschaltung gibt es auch noch Wettbewerb und Wettbewerb ist gut. Die Kantone sollen sich um eine gute Schule bemühen und dafür sorgen, dass die Kinder umfassend gebildet werden. Dazu kommt natürlich, dass die Kantone nicht alle über die gleichen finanziellen Mittel verfügen. Ein ländlicher Kanton hat andere Bedingungen und Ansprüche als ein städtischer Kanton. Gewisse Themen machen auch Sinn auf Gemeindeebene gelöst zu werden. Sowohl der Bedarf für die familienergänzende Kinderbetreuung wie z.B. für Tagesschulen ist sehr Orts abhängig. Mit dem Lehrplan 21 wollen Aufgaben übernommen werden, die gar nichts in einem Lehrplan zu suchen haben. So wollen z.B. Tagesschulen, nachdem sie politisch wenig Beachtung erhielten durch diese Hintertür ermöglicht werden.
Die EDK hat klar signalisiert, dass der Lehrplan 21 kommt. Wäre es hier nicht dringend geboten, dass das breit in der Bevölkerung diskutiert werden muss.
Das Wichtigste ist zum einen, dass die Lehrkräfte einbezogen werden. Diese hatten bei der Entstehung des Lehrplan 21 zu wenig Mitsprache. Und zum zweiten soll die Bevölkerung über so etwas Massgebendes mitentscheiden können, zumal der Lehrplan 21 nicht nur Jahresziele, sondern mit dem Konstruktivismus und der Kompetenzorientierung eine umfassende Schulreform mit einer neuen pädagogischen Ausrichtung und erheblichen finanziellen Auswirkungen beinhaltet.
Es sind also zu wenige Lehrkräfte aus der Praxis bei der Erstellung des Lehrplan 21 beteiligt gewesen. Die Bevölkerung lässt man völlig aussen vor, obwohl es unsere Kinder sind, die nachher darunter leiden.
Wesentliche Kritikpunkte aus der Basis und der Wirtschaft wurden weder bei der Vernehmlassung noch bei der Überarbeitung des LP21 aufgenommen. Es erstaunt deshalb nicht, dass sich rund 1000 Lehrkräfte in einer Gruppierung zusammengeschlossen hatten und den LP 21 kritisch und detailliert zu hinterfragen. Auch nach der dritten Überarbeitung, bei der eine gewisse Abspeckung zwar sichtbar ist, wird von den Lehrplanverantwortlichen nicht von den eigentlichen Reformen, dem Konstruktivismus und der Kompetenzorientierung abgesehen, verbindliche Jahresziele fehlen und nach wie vor ist der LP 21 alles andere als benutzerfreundlich.
Nach ihren Schilderungen hat man den Eindruck, dass es klar war, der LP21 muss jetzt her, möglichst schnell ohne Diskussion und gegen jeden Widerstand.
Ja, das ist so. Die D-EDK hat überhaupt nicht mit einem derartigen Widerstand gerechnet. Vorschnell wurde geäusser, nur die HarmoS-Gegner und vor allem die SVP-Exponenten seien gegen den Lehrplan 21. Aber das war eine völlige Verdrehung. Auch in der NZZ konnte mehrmals gelesen werden, dass der Widerstand und die Kritik aus verschiedenen gesellschaftlichen und politischen Richtungen erfolgte. Auch Persönlichkeiten aus der Wirtschaft sowie Erziehungswissenschaftler setzten grosse Fragezeichen zu den neuen Reformen, dem Konstruktivismus und der Kompetenzorientierung.
Es gibt Widerstand in der Bevölkerung. In verschiedenen Kantonen werden Unterschriften gesammelt. Ist das nicht eine gesunde Reaktion auf das autoritäre Vorgehen der Lehrplanmacher?
Ja, natürlich. In einigen Kantonen wurden parlamentarische Vorstösse lanciert und werden Unterschriften für Volksinitiativen gesammelt, die zum Ziel haben, dass das Parlament oder die Bevölkerung über die Einführung des Lehrplans 21 mitbestimmen kann
Das heisst, einzelne Menschen müssen hier einen enormen Aufwand betreiben, um etwas zu erreichen, was eigentlich zu den Grundpfeilern unserer Demokratie gehört, nämlich bei so entscheidenden Fragen mitzubestimmen. Dazu kommt noch, dass die Erstellung und Umsetzung des Lehrplans neben dem unbrauchbaren pädagogischen Konzept natürlich auch mit Kosten verbunden ist, die der nicht gefragte Steuerzahler tragen muss. Was kommt hier auf jeden einzelnen Kanton zu?
Allein im Kanton Thurgau werden mindestens 120 Multiplikatoren ausgebildet, die ihre Schulhausteams, damit der Konstruktivismus und das kompetenzorientierte Lernen eingeführt werden kann, weiterbilden und in ihrer Arbeit unterstützen sollen. Umgerechnet auf alle Deutschschweizer Kantone entstehen dadurch enorme Kosten in einem mindestens zweistelligen Millionenbetrag. Nebst den Kosten für die Weiterbildung werden kostspielige und zeitaufwändige administrative Arbeiten generiert, Energie, die von den Lehrkräften besser direkt im Unterricht eingesetzt werden sollten. Macht man die Gesamtrechnung seit der Entstehung des Lehrplan 21, für den rund 5000 Kompetenzen entwickelt wurden und bei dem über 100 Leute mitgearbeitet haben, kann man sich vorstellen, was das bis heute schon gekostet hat. Von der Evaluation und Überprüfung gar nicht zu reden … Diese Abrechnung für Aufwendungen ohne jegliche demokratische Legitimation müsste dem Volk vorgelegt werden.
Nach Ihren Ausführungen komme ich zu dem Schluss, dass das Kind, um das es eigentlich gehen sollte, keinen Platz in diesem Lehrplan findet. Wie sehen Sie das?
Wenn ich mir den Lehrplan 21, mit dem ich mich nun lange und vertieft auseinandergesetzt habe, vor Augen führe, dann geht dieser vollständig am Kind vorbei. Es ist eine Aufblähung von Kompetenzen, die ausformuliert wurden, aber das Kind, das im Zentrum stehen sollte, geht vollständig unter. Es geht um Ideologien, die von irgendwelchen Bürokraten und Schulreformern niedergeschrieben worden sind, ohne je eine öffentliche Diskussion darüber geführt zu haben. Die erste Fassung des Lehrplan 21 umfasste über 570 Seiten, die unterdessen mit ein bisschen Kosmetik reduziert wurde. Aber in der Anlage und Ausrichtung hat sich nichts geändert. Als Vergleich konnte der detaillierte, benutzerfreundliche SVP Lehrplan mit konkreten Jahreszielen in unter 100 Seiten niedergeschrieben werden. Wie ein weises Sprichwort sagt: Weniger ist oft mehr!
Frau Nationalrätin Herzog, vielen Dank für das ausführliche Gespräch.

«Mehr Werken, weniger Französisch büffeln»

Artikel  20min: www.20min.ch/schweiz/news/story/-Mehr-Werken–weniger-Franzoesisch-bueffeln–29155519
In vielen Lehrberufen sind keine Französischkenntnisse nötig. Nun fordern Politiker, dass der Stundenplan für schwache Schüler angepasst wird.
In dieselbe Kerbe schlägt SVP-Nationalrätin Verena Herzog, die im Kanton Thurgau den Anstoss zur Abschaffung des Frühfranzösisch gegeben hatte. Es müsse zwar das Ziel sein, dass bis Ende Sekundarschule der Grossteil der Schüler gut Französisch spreche. Prioritär seien aber bessere Grundkenntnisse in Deutsch und Mathematik. «Ich meine deshalb, dass wir die schwächsten Schüler in der Oberstufe von der Französischpflicht entbinden sollten.»
Mit einem Vorstoss im Nationalrat will Herzog zudem darauf hinwirken, dass das Fach Werken auf dem Stundenplan und in der Lehrerausbildung wieder mehr Gewicht erhält. «Insbesondere Schüler mit Migrationshintergrund oder grossen sprachlichen Schwierigkeiten können davon mehr profitieren, als wenn sie Französisch-Voci büffeln.» Zwar ist das Schulwesen kantonal geregelt – für Herzog hat das Anliegen aber durchaus eine nationale Relevanz. Gerade, weil jedes Jahr viele Lehrstellen im handwerklichen Bereich nicht besetzt werden könnten, sei es im Interesse von Wirtschaft und Gesellschaft, dass bei diesen Schülern die Freude am Handwerk geweckt werde.
Ganzer Artikel:  www.20min.ch/schweiz/news/story/-Mehr-Werken–weniger-Franzoesisch-bueffeln–29155519

«Welches Männer-Vorbild hat ein Kind von Lesben?»

Streitgespräch zur Homo-Ehe, erschienen in 20min: www.20min.ch/schweiz/news/story/28414833
Sollen Schwule und Lesben heiraten dürfen? Der homosexuelle SP-Nationalrat Martin Naef und die SVP-Nationalrätin Verena Herzog streiten über die Homo-Ehe.
«Homosexuelle können heute ihre Partnerschaft eintragen lassen. Sie haben damit genügend Rechte», sagt SVP-Nationalrätin Verena Herzog.«Die Anerkennung der Homo-Ehe hätte eine wichtige Aussenwirkung für unsere Gesellschaft», findet hingegen der schwule SP-Nationalrat Martin Naef.Naef findet, jeder Mensch, egal ob homo-, hetero- oder bisexuell, sollte die gleichen Rechte haben – «auch wenn es ums Thema Ehe geht».
Herr Naef, würden Sie gerne heiraten?
Naef: Ich würde gerne heiraten können, das heisst aber nicht, dass ich heiraten möchte. Jeder Mensch, egal ob homo-, hetero- oder bisexuell, sollte die gleichen Rechte haben – auch, wenn es ums Thema Ehe geht.
Frau Herzog, warum wollen Sie Herrn Naef diese Möglichkeit verwehren? 
Herzog: Das Problem ist, dass es nicht bei dieser Forderung bleibt. Die Schweiz hat vor zehn Jahren der eingetragenen Partnerschaft zugestimmt und heute liegen Vorstösse auf dem Tisch, die den Homosexuellen die Adoption erlauben wollen. Das geht mir einfach zu weit. Homosexuelle können heute ihre Partnerschaft eintragen lassen und das ist gut so.
Herr Naef, warum reicht Ihnen denn eine eingetragene Partnerschaft nicht?
Naef: Die Ehe ist nicht nur eine gesetzlich geregelte Verbindung, sie hat auch einen wichtigen symbolischen Wert. So ist sie ein gegenseitiges Versprechen zweier Menschen, füreinander zu sorgen. Zudem ist es doch einfach etwas anderes, wenn ich beim Heiratsantrag frage «Willst du mich heiraten?» oder «Willst du mein eingetragener Partner werden?».
Herzog: Zwei Männer oder Frauen können sich dieses Versprechen auch so geben, etwa im Rahmen einer Feier mit Freunden und Familie. Dafür braucht es keine Öffnung der Institution Ehe an sich.
Naef: Das sehe ich entschieden anders. Vor allem auch, weil die Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe eine wichtige Aussenwirkung für unsere Gesellschaft hätte.
Herzog: Homosexuelle sind in der Schweiz bereits sehr gut akzeptiert. Auch ich habe übrigens nichts gegen euch.
Naef: Ich habe übrigens auch nichts gegen euch Heterosexuelle (lacht). Dennoch gibt es kein vernünftiges Argument, die gleichgeschlechtliche Ehe zu verbieten. Es würde die Institution Ehe auf- und nicht etwa abwerten.
Zumindest die Kirche würde Ihnen hier vehement widersprechen. Erst kürzlich hat in Bürglen UR ein Pfarrer ein lesbisches Paar gesegnet und er wurde dafür heftig kritisiert.
Naef: Ich bin reformiert und möchte dazu eigentlich nicht viel sagen. Trotzdem habe ich mich gefreut, dass diese konservative Gemeinde im Kanton Uri diesem Pfarrer den Rücken gestärkt hat.
Herzog: Ich bin auch nicht katholisch, dennoch hat die Kirche den Auftrag, den christlichen Werten Sorge zu tragen. Es gibt übrigens keine Religion, in der von einer Ehe zwischen Mann und Mann oder Frau und Frau die Rede ist.
In zahlreichen Ländern dürfen Schwule und Lesben bereits heiraten. Und auch in der Schweiz zeigen Umfragen, dass die Mehrheit der Bevölkerung für die Homo-Ehe ist. Sind diese Werte denn heute noch zeitgemäss, Frau Herzog?
Herzog: Ich möchte nochmals auf den Punkt der Adoption zurückkommen. Wenn jemand heiratet, dann macht er dies vor allem, weil er eine Familie gründen möchte.
Naef: Dass können Sie doch nicht so pauschal sagen!
Herzog: Zumindest der Ursprung der Ehe liegt in der Familiengründung. Homosexuelle sollen nicht durch die Ehe dazu ermutigt werden, Kinder zu adoptieren. Jedes Kind soll die Chance haben, mit einer Mutter und einem Vater aufzuwachsen.
In der parlamentarischen Initiative «Ehe für alle» der GLP ist die Adoption für gleichgeschlechtliche Paare ausdrücklich ausgenommen – dennoch sind sie dagegen. 
Herzog: Die von der GLP sagen selbst, dass sie die Homo-Adoption vielleicht nicht in diesem Vorstoss, doch generell befürworten und sogar fordern.
Naef: Es gibt so oder so kein Recht auf ein Kind. Es gibt nur das Recht eines Kindes auf Eltern respektive auf Bezugspersonen und damit einhergehend auf Betreuung, Fürsorge und Liebe. All dies können Schwule und Lesben einem Kind genauso gut bieten wie Heterosexuelle.
Herr Naef, haben Sie denn gar keine Bedenken, dass ein Kind wegen seiner homosexuellen Eltern in der Schule gehänselt oder ausgegrenzt werden könnte?
Naef: Kinder selber sind nicht ausgrenzend. Ja, sie sind direkt, aber sie fragen nicht «Welche Nationalität hast du?» oder sagen auch nicht «Was, du bist bei der SVP, ich will nichts mit dir zu tun haben» (beide lachen). Das Problem ist nicht die «Homo-Ehe», sondern die Gesellschaft respektive die Eltern, die ihren Kindern dieses engstirnige Denken vorleben.
Herzog: Es geht hier aber nicht um die Eltern, sondern um das Kindeswohl. Eine neue Langzeitstudie aus den USA belegt, dass Kinder von Homo-Paaren als Erwachsene viermal häufiger psychologisch oder psychiatrisch betreut werden müssen als Kinder von Hetero-Paaren. Das gibt mir zu denken. Auch meine Töchter suchten beispielsweise in der Pubertät vor allem die Nähe zu mir, mein Sohn hingegen war viel stärker auf meinen Mann fokussiert. Herr Naef, sagen Sie mir, welches männliche Vorbild hat ein Junge, der bei zwei Lesben aufwächst?
Naef: Also wirklich, der Junge wird ja wohl mit den beiden Frauen nicht auf irgendeiner Alp leben. Ein Kind wächst nicht in einem Vakuum auf, sondern es hat viele Bezugspersonen um sich. So wie sie argumentieren, hätte dann ja auch eine alleinerziehende Mutter keine Existenzberechtigung. Ich sage nicht, Schwule oder Lesben seien die besseren Eltern, doch von Beginn an zu sagen, sie seien schlechter, das ist pures Schubladendenken.
Herzog: Es geht nicht um bessere oder schlechtere Eltern. Tatsache ist: Vater oder Mutter als enge Bezugsperson fehlt bei gleichgeschlechtlichen Paaren. Die alleinerziehende Mutter in die gleiche Schublade zu werfen finde ich ungerecht. In den wenigsten Fällen wählt sie diese Situation freiwillig.