Motion – Sicherstellung der Mundartsprache im Kindergarten

Der Regierungsrat wird beauftragt, alle Voraussetzungen und Vorkehrungen zu treffen und allenfalls das entsprechende Gesetz anzupassen, um sicherzustellen, dass die Unterrichtssprache auf Stufe Kindergarten in erster Linie Mundart ist.
Begründung:
Politische und wirtschaftliche Erfahrungen zeigen, dass klare Verhältnisse und Regelungen geschaffen werden sollen, solange dies noch ohne grosse Emotionen und unüberbrückbare Hindernisse möglich ist. Halten wir Sorge zu unserer Mundart bevor wir in wenigen Jahren entsprechende Fördergeldern dafür sprechen müssen. Gleichlautende Volksabstimmungen und diesbezügliche Diskussionen in Nachbarkantonen und in deren Bevölkerung wie auch zwischen Fachexperten haben unmissverständlich gezeigt, dass Hochdeutsch im Kindergarten nicht kindergerecht ist und keinen Vorteil bringt. In „20 Minuten“ hiess es: „Endlich wird unsere Muttersprache geschützt“. Um unsere scheinbaren Komplexe abzubauen und die im Pisa-Test 2000 festgestellte Leseschwäche zu verbessern, haben auch wir im Thurgau Weisungen zum Hochdeutsch als Unterrichtssprache erlassen (Beschluss 4 vom 06.01.2004). Mit Beschluss 502 vom 01.06.2004 erfolgten die Anpassungen der Deutschlehrpläne für den Kindergarten. Mittlerweile kennen wir die Erfahrungen und Studien, welche aufzeigen, dass die Kindergartenkinder mit Hochdeutsch beim Schuleintritt zwar etwas besser Hochdeutsch als die anderen sprechen, aber nach zwei Jahren keine Unterschiede mehr feststellbar sind. Unbestritten ist, dass sich hier aufwachsende Kinder aus fremdsprachigem Milieu dank der Mundart viel besser integrieren. Wie eine neue Studie des Nationalfonds aufzeigt, hat die schlechte Integration gar negative Auswirkungen bis hin zu höheren Bildungsabschlüssen. 
Ungünstig für die Mundartpflege ist auch, dass bereits 20% der StudentInnen an der Pädagogischen Maturitätsschule in Kreuzlingen aus Deutschland stammen. Bei künftigen Anstellungen muss deshalb speziell für die Kindergartenstufe auf die entsprechende Weichenstellung in der Sprache geachtet werden. Gleichzeitig sollen geeignete Massnahmen zur Stärkung des Lehrerberufs eingeleitet werden, die den eigenen LehreInnennachwuchs sicherstellen.
Unsere Mundart ist Teil unserer Kultur und Identität, zu der wir stehen dürfen und auch klar müssen. Sie muss in unserem gesamten Bildungswesen ihren stufengerechten Platz behalten und gefördert werden. Es darf  nicht sein, dass wir uns einmal mehr mit fadenscheinigen Begründungen als „Anpasser“ profilieren wollen.
Wuppenau, 29. Juni 2011
Hanspeter Gantenbein
Verena Herzog
Werner Indergand
 

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