Referat im Kantonsrat betreffende Mundart im Kindergarten

Sehr geehrter Herr Grossratspräsident, geschätzte Damen und Herren der Regierung und des Grossrats
In rund zwei Monaten ist es wieder soweit: Vielen kleinen Knirpsen schlägt das Herz höher, sie dürfen das erste Mal in den Kindergarten. Einige haben trotz allem ein mulmiges Gefühl. Was erwartet mich wohl in dieser neuen Umgebung? – Da ist es hilfreich, die Kinder möglichst natürlich abzuholen, mit einfachsten Hilfsmitteln, mit Versen, Liedern und Geschichten in der vertrauten Sprache, um ihnen möglichst schnell Sicherheit und Geborgenheit zu geben.
Auch aus sprachlicher Sicht ist die Pflege der Muttersprache, bei uns ist es die Schweizer Mundart, die entscheidende Basis für jede andere Sprache. Auch wenn die Muttersprache bei den Vierjährigen im Grundsatz zwar weitgehend abgeschlossen ist, muss sie unbedingt weiter gefestigt und differenziert werden. Hier hat der KG eine wichtige Funktion, denn in vielen Familien kommt heutzutage die verbale Kommunikation zu kurz und damit natürlich auch unser Kulturgut!
Aber auch fremdsprachige Kinder müssen unbedingt Gelegenheit haben unsere Umgangssprache zu lernen. Wie sollen sie sich sonst je integrieren und ein Gefühl der Dazugehörigkeit entwickeln? Wenn Kinder von sich aus in Rollenspielen Hochdeutsch sprechen, wie sie es z.B. vom Fernsehen her kennen, schadet das sicher nicht, das war schon immer so. – Aber wenn die Regierung bereits im Kindergarten nur von "Mundartinseln" spricht, so finde ich das bedenklich. Ich sehe das umgekehrt; im Kindergarten dürfen zwar durchaus Hochdeutschinseln eingeschaltet werden – so wie in der Schule auch noch Mundartinseln gepflegt werden sollen. – Aber vielleicht war das in der Beantwortung nur ein Schreibfehler.
Der Pisa-Schock hat auf den Volksschulämtern schweizweit Betriebsamkeit ausgelöst. Aber auch Lehrmeister und weiterführende Schulen beklagen zu Recht die mangelnde Deutschkompetenz der Schulabgänger. Sinnvolle Massnahmen wie das Projekt "Leseförderung" ,die konsequente Anwendung von Hochdeutsch ab der Primarschule und auch Training im sprachlichen Ausdruck und der Rechtschreibung, dürfen nicht tabu sein, sondern sind dringend nötig. Wer aber meint, durch die Vorverlegung des Hochdeutschen in den Kindergarten sei eine Besserung zu erreichen, der liegt schlicht
falsch. Zuerst braucht das Kind eine gute Basis und differenzierten Umgang in der Muttersprache. Denn das Schweizerdeutsch ist nicht ein Hindernis, sondern der Schlüssel zu mehr Sprachkompetenz.
Wie fast in allen Bildungsbereichen, wird in der Beantwortung einmal mehr auf die Wunderkiste Lehrplan 21 verwiesen. Es lasse sich im Bereich Sprache noch nichts zum Gebrauch und Stellenwert der Mundart sagen. Gegebenenfalls könne der zukünftige Lehrplan 21 aber mit entsprechenden Bestimmungen ergänzt werden, heisst es in der Beantwortung. – Das haben wir gehört! Also hätten wir auch jetzt durchaus die Möglichkeit, Nägel mit Köpfen zu schlagen und ein für allemal gesetzlich festzulegen, dass im Kindergarten in erster Linie, es heisst ja nicht ausschliesslich!, Mundart gesprochen werden soll. – Was spricht denn da dagegen?
Danke für die Ermöglichung der wichtigen Sprachbasis für unsere Kinder, danke für die Pflege unserer Schweizer Werte und damit danke für die Zustimmung zur Motion.

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