Präimplantationsdiagnostik (PID): Keine schrankenlose Fortpflanzungsmedizin

Wenn Volk und Stände am 14. Juni zur Verfassungsänderung über die Fortpflanzungsmedizin und Gentechnik zustimmen, öffnet dies Tür und Tor für das sehr weit gehende Fortpflanzungsmedizingesetz. Das neue Gesetz erlaubt die Präimplantationsdiagnostik (PID) und damit auch das Urteilen zwischen lebenswertem und zu vernichtendem Leben.
Als Mutter dreier glücklicher Kinder habe ich grosses Verständnis für kinderlose Ehepaare, die nach einfacheren Hilfsmitteln suchen, um sich den innigen Kinderwunsch zu erfüllen. Durch die Verfassungsänderung soll die PID aber nicht nur für erblich belastete Eltern (ca.100 pro Jahr), sondern für alle Paare, die mittels künstlicher Befruchtung ein Kind erhalten möchten (ca. 6000 pro Jahr), zugelassen werden. Kranke Embryonen können mit dieser Methode ausgeschieden werden.
Wo bleibt die Menschenwürde?
Die Zulassung der PID mit der ihr immanenten „Menschenauslese“ hebelt die Menschenwürde aus. Die Achtung der Menschenwürde ist aber oberstes Prinzip eines Rechtsstaates. Unantastbar soll sie Schutz für jedes Menschenleben sein. Die PID ist jedoch ein gefährliches Signal, dass Behinderte nicht mehr erwünscht sind. Der Druck und die Gefahr steigen, dass die Gesellschaft nicht mehr bereit ist, Kosten solidarisch mitzutragen. Müssen sich Eltern bald entschuldigen für ihr behindertes Kind? Auch eingeschränktes Leben birgt viel „Sonnenschein“ und ist wertvoll für betroffene Familien und die Gesellschaft.
Grenzenlose Ansprüche
Der Schritt zur Selektion von „Kindern nach Mass“ mit gewünschtem Geschlecht oder bevorzugten Eigenschaften ist bei der Zustimmung zur PID nicht mehr gross. Die Forschung kann heute bereits Gene von Embryonen verändern.
Die Grenzenlosigkeit zeigt sich auch mit dem Einfrieren von unbefruchteten Eizellen. Mit der PID im Moment noch auf zehn Jahre begrenzt, soll die biologische Uhr bald ausgetrickts werden. Bereits haben Grosskonzerne ihren Mitarbeiterinnen das kostenlose Einfrieren ihrer Eizellen angeboten. Arbeitsverträge, die den Zeitpunkt der Schwangerschaft mit einer Sperrfrist belegen, werden folgen.
NEIN zu einer grenzenlosen Fortpflanzungsmedizin und Gentechnik
Sollen bald genmanipulierte Wunschkinder, womöglich mit Müttern im Pensionsalter, aufwachsen müssen? Der menschliche Körper ist eine hochkomplexe Anlage, deren Gesetzmässigkeiten und zeitlichen Abhängigkeiten nicht einfach unterlaufen werden dürfen. Mit oder ohne Forschung: Jede Geburt eines Kindes ist ein Wunder! Oder bald nicht mehr? Eine schrankenlose Fortpflanzungsmedizin und Gentechnik kann nicht der richtige Weg sein. Der Respekt vor dem Leben und auch vor dem behinderten Leben muss weiterhin Vorrang haben.

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