Wahlpodium zum Thema Islam

Thurgauer Zeitung, 26. September 2011

Das SVP-Wahlpodium zum Thema Islam weckt Emotionen. Einige Podiumsteilnehmer werfen dem Referenten Daniel Zingg vor, ein zu düsteres Bild zu malen. Die Wogen gingen hoch.

RUDOLF KÄSER

Arbon. Die SVP-Ortsparteien von Arbon und Horn luden zu einer Wahlveranstaltung ein. Über das Thema «Die Schweiz und der Islam – wie weiter?» referierte Islamexperte Daniel Zingg, Bollodingen. Bei den Podiumsteilnehmerinnen und -teilnehmern sowie den rund 70 Besucherinnen und Besuchern gingen die Wogen hoch.

Arabisch studiert?

Daniel Zingg malte ein ziemlich düsteres Bild über den Islam. In Anlehnung an Feststellungen des deutschen Verfassungsschutzes sah er Gefahren auch für die Schweiz. Namentlich prangerte er den Fundamentalismus an, der sich neben anderem öffentlich zu Steinigungen bekenne und zum Ur-Islam zähle. Dennoch bezeichnete Zingg den Dialog als mögliche Lösung, um die Gegensätze zu harmonisieren. Doch er meldete Zweifel an. «Der Islam hat seine eigene Logik.»

Zingg forderte Gegner heraus. «Wo haben Sie Arabisch studiert, dass Sie als Islamexperte so kompetent über den Islam sprechen können?», fragte Silvia Schwyter (Grüne), Sommeri. «Denn um den Koran zu verstehen, müsste man Arabisch können.» Das rief Verena Herzog (SVP), Frauenfeld, auf den Plan: «Silvia, hast Du den Koran auf Arabisch studiert?»

Gleich in Ecke gestellt

Auf eine Frage von Moderator Andrea Vonlanthen zur Minarett- Initiative antwortete Daniel Wittwer (EDU), Sitterdorf: «Diese zu thematisieren ist ein demokratisches Recht. Aber man wird immer gleich in eine ausländerfeindliche Ecke gestellt.» Bernhard Wälti (SP), Freidorf, kann zwar gewisse Ängste in bezug auf den Islam verstehen.

Doch sehe er die Sache nicht so problematisch wie Daniel Zingg. Noch stelle der Islam eine Minderheit dar. «Und ich habe Vertrauen in die Gesetze unseres Rechtsstaates.» Das Gesetz greife nicht bei rund 17 000 Zwangsehen in der Schweiz, entgegnete Zingg. Grundsätzlich seien unsere Erfahrungen mit Moslems negativ geprägt, stellte Wolfgang Ackerknecht (EVP), Frauenfeld, fest.

Extreme sind abzulehnen

Beinahe einhellig quer durch alle Parteien lehnten die Kandidaten den extremen Islamismus ab. Der Islam habe ein anderes Kulturverständnis, stellte Benjamin Kasper (JSVP), Ermatingen, fest. «Diejenigen, welche sich an unsere Kultur anpassen, können bleiben, die anderen müssen gehen», forderte er. Im Schlusswort vertrat Wittwer die Ansicht, dass die Politik, nicht die religiösen Institutionen, gefordert sei. «Wir haben den Anspruch, uns in der Sache politisch einzubringen», schloss sich Ackerknecht an.

«Es ist wichtig, dass die Politik sich selbstbewusst äussert und für unseren Glauben kämpft», sagte Herzog. «Wir sind für ein Vermummungsverbot, inbegriffen Burkas», sagte Kasper. Schwyter unterstrich: «Ich bin für Glaubens- und Gewissensfreiheit.» – «Es muss Toleranz geben, damit die verschiedenen Religionen in der Schweiz Platz haben», forderte Wälti.

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