Auf dem Holzweg mit Lehrplan 21

Alle Kantone wollen zunehmend auch bei der bewährten Bildung sparen und geben gleichzeitig für Schulexperimente wie den umstrittenen Lehrplan 21 Millionenbeträge aus. Ein 470-seitiges Regelwerk, das von den Behörden als „Kompass“ bezeichnet wird, soll in der Schule umgesetzt werden, dessen Inhalt kein Mensch wirklich kennt, nicht einmal die Fachpersonen.
In grossen Teilen der Bevölkerung brodelt es. Und auch beim Schulpersonal ist die Entrüstung über diese Vorgehensweise gross, welche die einzige Ressource der Schweiz, die Bildung, aufs Spiel setzt. Das schulische Personal reagiert auf den Spardruck zunehmend mit direkten Protesten, die auch auf die Strasse getragen werden. Luzern und Aargau sind prominente Beispiele, die zeigen, wie wieviel Spannung politische Fehlentscheidungen in die Schulhäuser bringen.
Obwohl im Kanton Thurgau am 27. November erst über die Zukunft des Lehrplans 21 abgestimmt wird, verkünden der Regierungsrat und das Departement für Erziehung und Kultur im Thurgau bereits heute selbstherrlich die Marschrichtung für die Zeit nach der Volksabstimmung, wie auf der Homepage zu lesen ist.
Die Stimme des Souveräns wird als Störung angesehen, die mit allen Mitteln ausgebremst werden muss. Dazu zählt die direkte Einflussnahme in den Schulhäusern, wo starker Druck auf die Meinungsfindung ausgeübt wird. Viele Schulbehörden gebärden sich hier als ungekrönte Schulkönige, welche die Schulleitungen und die Lehrpersonen an der kurzen Leine halten und den Tarif auch an Sitzungen durchgeben. Wer den Lehrplan 21 nicht unterstützt, wird als illoyal gebrandmarkt. Unterstützt wird dieses Vorgehen von der privaten Berufsorganisation der Lehrpersonen, die ihre Mitglieder mit einseitigem Propagandamaterial flächendeckend bearbeitet. Ist so das Recht auf freie Meinungsbildung noch gegeben? Das Komitee für eine gute Thurgauer Volksschule protestiert gegen diese Form der gezielten Manipulation, die den Volkswillen mit Füssen tritt!
Was sich aktuell in der Bildungslandschaft Schweiz abspielt, spricht für schleichenden Abbau der Qualität im Unterricht, die kommentarlos nach unten angepasst wird. Wo Lehr- und Lernziele instabil werden und die Rolle der so wichtigen Lehrpersonen geschwächt werden will, verliert Bildung an Boden und damit an Bedeutung für die Zukunft unserer Kinder. Kompetenzen gehören aufs Engste zusammen mit dem Erwerb von Fachwissen und dem Erkennen von Zusammenhängen zwischen unterschiedlichen Inhalten. Kompetenzen können anders und in unterschiedlichen Zusammenhängen nicht sinnvoll angewendet werden, was viele Lehrmeister schon registriert haben. Sie bieten heute eigene Eignungstests an, die Kompetenzgrade jenseits des Lehrplans 21 messen sollen.
Sind wir vielleicht bereits auf dem Weg von der Wissens- in die Informationsgesellschaft, wo wir in Datenfluten unseren Kompass zur Orientierung verlieren, von dem die Befürworter des Lehrplans 21 heute noch schwärmen? Ich befürchte, ja.
Verena Herzog, Nationalrätin

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