Einheitliche Maturitätsprüfungen

03.10.11 Verena Herzog, Fraktionssprecherin, Frauenfeld
IP "einheitliche Maturitätsprüfungen an den Thurgauer Kantonsschulen und an der Pädagogischen Maturitätsschule
Sehr geehrter Herr Grossratspräsident
Geschätzte Damen und Herren des Regierungs- und des Grossrates
Die SVP- Fraktion bedankt sich beim Regierungsrat für die umfassende Beantwortung der Interpellation. – Die gestellten Fragen der Interpellantin sind nachvollziehbar. Zum einen praktizieren wir in unserem Kanton bereits die kantonal einheitlichen Aufnahmeprüfungen,  die ich sehr befürworte. Zum anderen sollen die Thurgauer Kantonsschüler bestmöglich auf ihr späteres Studium oder ihren späteren Beruf vorbereitet werden. Falls einheitliche Maturitätsprüfungen tatsächlich eine Qualitätssteigerung und mehr Chancengerechtigkeit bewirken könnten, wäre dies natürlich zu 100% unterstützenswert.
Betrachten wir jedoch die unterschiedlichen Maturitätstypen, die unsere Schüler abgestimmt auf ihre Fähigkeiten und Stärken sowie auf ihre späteren Berufsziele auswählen, macht eine Vereinheitlichung der Maturitätsprüfungen über den ganzen Kanton wenig Sinn. Je nach Profil sind grosse Anforderungsunterschiede z.Bsp. in den Hauptfächern Mathematik oder Deutsch die Folge. Müssten die Prüfungen über einen Leist geschlagen werden, müssten Minimalstandards geprüft werden, was zwangsläufig eine Nivellierung nach unten anstelle einer Qualitätssteigerung mit sich bringen würde.
Klare Anzeichen von Nivellierungen nach unten sind leider bereits auf Universitätsstufe, verursacht  durch das Bolognasystem, feststellbar, wie von Professoren verschiedener Universitäten geäussert wurde. Den gleichen Fehler müssen wir auf kantonaler Ebene nicht auch noch machen.
Eine Harmonisierung innerhalb der Kantone oder gar zwischen Kantonen hätte auch andere klare Nachteile, die vom Regierungsrat in der Beantwortung bereits ausführlich beleuchtet wurden.
 
Der Vorteil einer einheitlichen Maturitätsprüfung wäre also  lediglich die bessere Vergleichbarkeit der einzelnen Kantonsschulen. Eine bessere Vergleichbarkeit führt aber nicht automatisch zur Qualitätssteigerung. Das ist ein Trugschluss. Eine Vereinheitlichung, sprich Uniformierung ist absolut kein Garant für bessere Qualität.  
Wie erfolgreich die Maturanden der einzelnen Kantonsschulen sind, kann mit dem anschliessenden Studienerfolg oder Studienmisserfolg erkannt werden. Das AMH hat  die Möglichkeit, betreffend Studienerfolg oder Misserfolg der Thurgauer Absolventen der einzelnen Mittelschulen, an der ETH Zürich und den Universitäten entsprechende Ergebnisse einzuholen. Diese Ergebnisse müssten mit den einzelnen Mittelschulen ausgewertet und nötigenfalls Massnahmen zur Qualitätssteigerung eingeleitet werden.
Als sinnvollen Entwicklungsschritt unterstütze ich jedoch eine Harmonisierung innerhalb der einzelnen Kantonsschule vorstellen. Denn für Schülerinnen und Schüler und deren Eltern ist es störend und nicht nachvollziehbar, wenn in der gleichen Schule in den einzelnen Fächern, insbesondere bei den schriftlichen Maturitätsprüfungen ganz unterschiedliche Anforderungen gestellt werden. Oder z.Bsp. in der Literatur bei dem einen Lehrer Kenntnisse von 3 Büchern, beim anderen Lehrer im gleichen Fach von 10 Büchern verlangt werden. Die Vereinheitlichung der Maturitätsprüfungen innerhalb der gleichen Fächer  in der gleichen Schule würde tatsächlich sehr zur Chancengerechtigkeit des einzelnen Schülers beitragen und die Zusammenarbeit der Lehrer innerhalb der Schule fördern. Trotzdem könnten die Profile der einzelnen Kantonsschulen als Qualitätsmarkenzeichen erhalten bleiben. Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit.

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