Leserbrief: Die Falschen werden bestraft!

„Arbeitgeber fordern harte Linie gegen Schulschwänzer“
NZZ am Sonntag, 07.10.2012
Als Bildungspolitikerin und Gewerbefrau bin ich an einer straff geführten Schule interessiert. Die Bedeutung von „ohne Fleiss kein Preis“ sollen Kinder in frühen Jahren lernen. Dazu gehört unbestritten der regelmässige Schulbesuch. Leider werden von Schülern und Eltern zu oft Verlässlichkeit und Disziplin einer gewissen bequemen Gleichgültigkeit geopfert. Ein drohender Eintrag von „entschuldigten Absenzen“ mag eine präventive Wirkung auf Schwänzer erzielen. Die wirklichen Problemfälle werden aber damit nicht gelöst. Dazu müssen Lehrpersonen die betreffenden Eltern und Schüler persönlich in die Pflicht nehmen. Es müsste auch wieder der Mut aufgebracht werden, „das Kind beim Namen zu nennen“. Aber Bemerkungen zu Fleiss, Pflichterfüllung und Betragen sind verpönt und wurden längst durch freundlichere Bezeichnungen in den Zeugnissen ersetzt. Deshalb wird versucht, mangelnde Pflichterfüllung auf die Begriffe „entschuldigte und unentschuldigte Absenzen“ abzuwälzen. Bestraft werden dabei aber auch alle disziplinierten, leistungswilligen Schüler, die medizinisch begründete Ausfälle haben. Migränepatienten oder die über 50Prozent der Kinder, die Zahnkorrekturen benötigen, welche unmöglich alle an den schulfreien Nachmittagen behandelt werden können, sind nur zwei der vielen betroffenen Gruppen, die durch solche Zeugniseinträge schikaniert werden. Durch das undifferenzierte Aufführen aller entschuldigten Absenzen in einem Topf werden mehrheitlich die Falschen getroffen und in ärgerlichen Mehraufwand verursachenden Erklärungsnotstand gebracht. Das wirkliche Problem bleibt ungelöst.
Verena Herzog
Kantons- und Gemeinderätin Frauenfeld

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