Referat: Bericht zur Entwicklung des Thurgauer Bildungswesens 2011

Herr Grossratspräsident, sehr geehrte Damen und Herren der Regierung und des Grossrates Der Bericht zur Entwicklung des Thurgauer Bildungswesens 2007 umfasste 67, 2009 – 84 und der Bericht 2011 bereits 94 Seiten und das trotz der Abnahme der Reformdichte in der TG Bildungslandschaft. Zu viele Projekte sind noch am Laufen. Aufgepasst muss werden, dass nun nicht auch noch laufend lokale Projekte aufgegleist und auf dem Buckel der Schülerinnen und Schüler ausprobiert werden. Ich hoffe für alle, dass die Berichte nicht immer umfangreicher und noch aufwendiger werden, auch wenn sie sehr interessant sind. Ich danke der Verwaltung für ihre Arbeit und hoffe, dass sich ein Teil des Rates mindestens einen Überblick über die Thurgauer Bildung verschaffen konnte. Immerhin investiert der Kanton rund einen Viertel der Finanzen in die Bildung. Besonders gefreut hat mich im Kapitel 1.1. S/ 12 unter "im Grundsatz beschlossener Projekte", dass die Qualität des Unterrichts in den Bereichen Werken und Hauswirtschaft an der TG Volksschule sichergestellt werden soll und nach Auskunft unserer Regierungsrätin im Herbst dieses Jahres Umsetzungsvorschläge vorliegen werden. Darauf bin ich sehr gespannt. – Denn entscheidend für die Zukunft der praktischen Fächer, die nicht nur für die Hand, sondern auch nachweislich für den Intellekt Wirkung erzielen und besonders im Zeitalter der elektronischen Medien einen immer wichtigeren Ausgleich bedeuten, ist, dass überhaupt noch Lehrkräfte mit entsprechender Ausbildung zur Verfügung stehen. – Es ist jetzt fünf vor 12, da müssen endlich Massnahmen folgen. Sehr dankbar für unsere Schülerinnen und Schüler sowie für die Lehrpersonen bin ich, dass der Thurgau vorläufig und hoffentlich für immer auf einen Beitritt zum Sonderpädagogik-Konkordat verzichtet. Einzelfallintegrationen sind im Thurgau schon lange möglich und sinnvoll. – Integration auf Biegen und Brechen wie das z.B. im Kanton Zürich praktiziert wird, nützt weder dem betroffenen Schüler, noch seinen Mitschülern, sondern ist eine Überforderung für alle und birgt die Gefahr einer Niveausenkung innerhalb der Klasse. – Nun liegt es an den Thurgauer Schulgemeinden ihre Förderkonzepte pragmatisch und nicht zu euphorisch zu gestalten, damit alle Kinder einen für Beruf und späteres Leben brauchbaren Schulrucksack mit hohen Grundkompetenzen mitnehmen können. Immer wieder wird im aktuellen Bildungsbericht auf den Lehrplan 21 verwiesen, so z.B. S/52 im Kapitel "Einführung Europäisches Sprachenportfolio" (ESP)ll, das nun auch auf den Englischunterricht angewendet werden könne. – Allerdings sei ein intensiver Einsatz auf Grund der relativ geringen Anzahl Lektionen kaum möglich. Deshalb werde ein Merkblatt zur Verfügung gestellt. – Klare, messbare und vergleichbare Lernziele sind zweifellos Bestandteil einer guten Schule. Dass Noten mit Umschreibungen ergänzt werden, lässt weniger Interpretationsmöglichkeit zu und dient vielleicht dem klareren Verständnis. – Der zeitliche Aufwand des europäischen Sprachenportfolio (ESP) II und der effektive Nutzen muss jedoch genau beobachtet und das Experiment allenfalls auch abgebrochen werden. Doch auf Grund des zu erwarteten Lehrplans 21 will die Regierung nicht davon absehen, obwohl die Lehrpersonen die aufzuwendende Zeit weit besser für den Schüler und die Schülerin investieren könnten. Danke für Ihre Aufmerksamkeit
Herr Grossratspräsident, sehr geehrte Damen und Herren der Regierung und des Grossrates
Ich spreche zu den Seiten 56, 57 und 58
Betrachtet man das Kapitel 5.3. Herausforderungen S/ 56/57 und das Vertiefungsthema "Kompetenzorientierter Unterricht" S/ 58, kann vielleicht ein Kind umfassender, vielseitiger gefördert und beurteilt werden und eröffnen kompetenzorientierte Zeugnissen z.B. durch Balkenprofile neue Darstellungsweisen. Aber lesen Sie einmal den zweiten Abschnitt und überlegen sie, was klarer verständlich ist: "Note 4 = Grundkompetenz erreicht". Bis jetzt wusste jeder, eine 4 bedeutet recht oder genügende Leistung; "Note 5 = Grundkompetenz gut erreicht". Bis jetzt bedeutete eine 5 gut, eine gute Leistung; "Note 6 = Grundkompetenz deutlich übertroffen". Bis jetzt war eine 6 sehr gut. Vielleicht habe ich ein anderes Sprachverständnis, aber einen mächtigen Unterschied zur besseren Verständlichkeit sehe ich da nicht, aber durch die Detaillierung der Zeugnisse deutlich mehr Aufwand für die Lehrpersonen. – Die Noten mit Balken darzustellen, bringt vielleicht eine schnellere, aber dafür auch weniger klare Lesbarkeit. Wichtig scheint mir auf jeden Fall, dass nicht vor lauter Kompetenzorientierung die Orientierung im Bildungswesen verloren geht und wieder neuer Aufwand generiert wird.
Grundsätzlich rufe ich das Departement dazu auf, Aufwand und Administration für Bildungsaufgaben zu überprüfen, welche Lehrpersonen oder die Schulverwaltung betreffen, so z.B. bei den Schulevaluationen, die zweifellos effizienter durchgeführt werden könnten.
Nun noch eine Bemerkung zum ICT-Unterricht, zur Aussage von KR Merz: Wichtig ist bei den vielen neuen Medien, Kinder und Eltern zu informieren und mit den Eltern zusammen zu arbeiten. Der Computer als zusätzliches Übungsinstrument im Rechnen, in Sprachen etc. ist ebenfalls sinnvoll. Aber ganz sicher braucht es in der Primarschule dazu nicht ein neues, eigenes Fach. – Die Kinder sollen nicht noch mehr Stunden vor dem Bildschirm sitzen, sondern sparsam damit umgehen. Die Schule hat die Aufgabe gute Alternativen zu zeigen. – Sonst erreichen wir das gleiche Dilemma wie beim Sackgeld: Viele Eltern haben die Idee, schon dem Kindergartenkind viel Sackgeld zu geben, damit es den Umgang mit dem Geld lerne. – Folge ist: Die Kinder lernen durch das Geld vor allem zu konsumieren, haben später Mühe den Konsum zu reduzieren und verschulden sich. Gleich könnte es sich mit der Konsumabhängigkeit der Socialmedien verhalten.

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