Samenspende führe zu gesetzlich geförderter Vaterlosigkeit

SVP, EDU und Mitte-Partei kämpfen gegen die «Ehe für alle». Dabei nehmen sie gemeinsam einen bestimmten Aspekt der Vorlage ins Visier.

Im Zentrum der Medienkonferenz vom Freitag stand für das Nein-Komitee (SVP, EDU und Mitte-Partei) die Frage nach den Rechten von Kindern. Die Samenspende für lesbische Paare ebne das Terrain für ein «fatales Gesellschaftsexperiment», lautete der Tenor. Sie führe zu gesetzlich geförderter Vaterlosigkeit.

«Kinder brauchen Wurzeln», sagte die Thurgauer SVP-Nationalrätin Verena Herzog, Co-Präsidentin des Referendumskomitees. Es sei für Heranwachsende zentral, Vorbilder von beiden Geschlechtern zu haben. Noch mehr: «Die Kinder haben ein Recht darauf.» Mit der Samenspende für lesbische Paare werde der Mann dagegen auf die Rolle eines «blossen Samenlieferanten» reduziert, kritisierte Herzog.

Angst vor «vaterlosen Gesellschaft»

Die Befürworter der «Ehe für alle» stellten den Kinderwunsch von Erwachsenen über das Recht und das Wohl des Kindes, doppelte Marc Jost nach. Laut dem ehemaligen EVP-Grossratspräsidenten und Generalsekretär der Schweizerischen Evangelischen Allianz (SEA) muss das Kind von lesbischen Eltern bei einer Annahme der Vorlage bis zur Volljährigkeit auf seinen biologischen Vater verzichten, was zu verhindern sei.

«Wollen wir wirklich eine vaterlose Gesellschaft?“, fragte der Walliser Mitte-Nationalrat Benjamin Roduit rhetorisch. Es sei bekannt, dass die Abwesenheit eines Vaters Auswirkungen auf die Identitätsbildung der Kinder habe. Roduit erwähnte etwa Studien aus Frankreich und den USA.

EDU-Präsident Daniel Frischknecht (zum Porträt) argumentierte juristisch: Das Recht, eine Beziehung zum Vater pflegen zu können, sei in der Uno-Kinderrechtskonvention verankert, sagte er. Die Vorlage «Ehe für alle» verletze dieses Recht. «Deshalb reden wir vom Kindeswohl.»

Traditionen schützen

Das Nein-Komitee zur «Ehe für alle» warnte zudem davor, dass sich bei einem Ja der Stimmbevölkerung bald auch Alleinstehende und schwule Paare auf ihren unerfüllten Kinderwunsch berufen dürften. Der Weg zu einer Eizellenspende und der «ethisch inakzeptablen» Leihmutterschaft sei dann nicht mehr weit.

Weniger stark gingen die Anwesenden auf das Argument ein, wonach die Ehe auch in Zukunft der Verbindung von Mann und Frau vorbehalten sein solle. Nur eine Verbindung von Mann und Frau könne Leben zeugen, das müsse geschützt werden, hiess es in der Mitteilung.

Heute können zwei Frauen oder zwei Männer in der Schweiz nicht heiraten. Sie haben lediglich die Möglichkeit, eine eingetragene Partnerschaft einzugehen. Dieses Partnerschaftsgesetz sei der «passende Rahmen für die rechtliche Absicherung gleichgeschlechtlicher Paare», schreiben die Gegner einer Ausweitung des Ehe-Begriffs in ihrem Argumentarium.

Gegner müssen Rückstand aufholen

Schliesslich stört sich das Referendumskomitee daran, dass die «Ehe für alle» per Gesetz eingeführt werden soll. Seiner Meinung nach bräuchte es dazu zwingend eine Verfassungsänderung und damit das Ja von Volk und Ständen. Bundesrat und Parlament widersprechen.

Einen Monat vor dem Abstimmungstermin deutet wenig auf einen Erfolg der Gegner hin. Umfragen von «20 Minuten»/Tamedia sowie vom Forschungsinstitut gfs.bern im Auftrag der SRG zeigen, dass im August rund zwei Drittel der Befragten Ja gesagt hätten zur «Ehe für alle“.

Doch die Gegner wollen weiterkämpfen. Laut Kampagnenleiter Anian Liebrand setzt das Komitee insbesondere auf «wildes Plakatieren», Flyer-Aktionen und Parteianlässe. An einer zweiten Medienkonferenz von nächster Woche sollen zudem Fachleute zu Wort kommen, welche das Kindeswohl durch die «Ehe für alle» gefährdet sehen. Am vergangenen Freitag wurde schliesslich ein «junges Komitee» gegründet, um diese Bevölkerungsgruppe vermehrt erreichen zu können.

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